Erfolgsfaktoren für die gemeinsame Unternehmensgründung
„Mit unseren Angeboten Businesscoaching, Karriere- und Familienberatung, ergänzen wir uns in einer gemeinsamen Praxis bestens.“ „Zu zweit können wir mehr Behandlungen anbieten und Kundentermine besser mit unseren familiären Aufgaben vereinbaren.“ „Für die Geschäftsführung braucht es eine Menge KnowHow: Eine von uns spezialisiert sich auf die Werbung und die andere übernimmt die Buchhaltung“.
Die Motive für eine gemeinsame Unternehmensgründung sind vielfältig. Ebenso die Befürchtungen. Häufig geht es um Angst vor dem finanziellen Desaster und Sorgen, sich bei unterschiedlichen Vorstellungen zu zerstreiten. So attraktiv die Vorstellung von Synergieeffekten ist, so bedrohlich erscheinen die Auswirkungen von der Abhängigkeit in geschäftlichen Angelegenheiten.
Verliebt, verlobt, verheiratet – das sind oftmals die Stationen bevor gemeinsam ein Haus gebaut wird. Bei einer gemeinschaftlichen Gründung gibt es gewisse Parallelen. Sicherlich werden Sie Ihr Vorhaben intensiv diskutieren und sich so besser kennenlernen. Meine Empfehlung: Begegnen Sie sich außerhalb des geschäftlichen Kontextes. Nach zum Beispiel einer mehrtägigen Paddeltour werden Sie mehr darüber wissen, wie Ihre zukünftige Geschäftspartnerin bzw. Ihr Geschäftspartner mit kritischen Situationen und mit Geld umgeht.
Mit fünf Schritten zum Ziel
1. Kompetenzprofile sind die Basis einer Kooperation.
Formulieren Sie zuerst Ihre individuellen Wünsche, wie Sie sich Ihren Beitrag zu dem Geschäftsmodell vorstellen. Benennen Sie Ihre Stärken und Schwächen in der operativen Tätigkeit am Kunden und in der Unternehmensführung. Werden Sie so konkret wie möglich – gern in schriftlicher Form. Sodann können Sie herausfinden, wo die Schnittmenge gemeinsamer Interessen liegt und wie Sie sich im Arbeitsalltag am besten ergänzen. Seien Sie wachsam für die Aspekte, für die noch eine Lösung gefunden werden muss, bspw. wenn niemand etwas von Controlling versteht.
2. Recherchieren Sie, was das Zeug hält.
Welcher Standort wäre passend? Wie ist die Wettbewerbssituation? Welche Preise nimmt die Konkurrenz? Mit welchen Fixkosten für die Gewerbefläche müssen Sie rechnen? Was kostet die Ausstattung der Räume? Welche werblichen Möglichkeiten kommen in Frage und was berechnen Dienstleister bspw. für einen Internetauftritt? Mit welchen Tools stellen Sie effiziente und kundenfreundliche Betriebsabläufe sicher?
3. Schreiben Sie gemeinsam einen soliden Businessplan - mit Worten und Zahlen.
Oftmals wird der Verzicht auf einen Businessplan damit begründet, dass weder Bankkredit noch Gründungszuschuss der Arbeitsagentur benötigt werden. Der Sinn des "schriftlichen Nachdenkens" besteht vielmehr darin, sich über die Einzelheiten des gemeinsamen Vorhabens klar zu werden. Auf diese Weise kommen Sie "blinden Flecken" auf die Spur, die Sie möglicherweise in der anfänglichen Euphorie übersehen haben. Eine best-case und eine worst-case Variante der Erfolgsrechnung helfen Ihnen dabei, sich einer realistischen Planung anzunähern. Je detaillierter Sie planen, um so reibungsloser wird die Umsetzung gelingen.
4. Bereiten Sie sich auf die Rechtsform vor.
Notieren Sie alle Punkte, die Sie miteinander vertraglich regeln möchten. Wer trägt das Risiko und haftet? Wie viel Geld und Arbeitszeit werden jeweils eingebracht? Wie werden Entscheidungen getroffen? Welche Befugnisse haben Einzelne? Wie sollen Gewinn und Verlust verteilt werden? Was passiert, wenn jemand ausscheidet oder hinzukommt?
Klare Verträge helfen Ihnen, durch gute und auch schlechte Zeiten zu kommen.
In Frage kommen für gemeinsame Gründungen die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), die Unternehmergesellschaft (UG) oder die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Lassen Sie sich auf jeden Fall anwaltlich beraten und den Gesellschaftsvertrag professionell aufsetzen. Ein selbst abgewandelter Mustervertrag aus dem Internet ist schon Einigen zum Verhängnis geworden.
5. Entwickeln Sie einen detaillierten Masterplan
Welche Aufgaben stehen an? Wie viel Aufwand ist damit verbunden? In welcher Reihenfolge sind die einzelnen Schritte zu bearbeiten? Wer hat die Kompetenz dafür – intern oder extern? Wer ist verantwortlich, welche (Zwischen-) Ergebnisse bis wann vorzulegen?
Gutes Selbstmanagement und Teamarbeit dürfen gern schon während der Gründung gelernt werden, da auch zukünftig die Geschäftsführung gut strukturiert sein sollte.
Auf ein Wort ...
Der Aufwand für eine gemeinsame Unternehmensgründung wird häufig unterschätzt. Abhängig von den individuellen Voraussetzungen der Beteiligten können die Vorbereitungen gut und gern – wie bei einem wohlgeratenen Baby – neun Monate dauern. Oftmals werden die begehrten Synergieeffekte mit 1 + 1 = 3 beschrieben. Die Wahrheit ist: Im optimalen Fall tritt dieser Zustand nach etwa drei Jahren ein. Anfangs wird Ihre persönliche Produktivität bei 0,75 liegen. Das soll ausdrücken, dass Sie aufgrund des hohen Kommunikationsaufwandes zu zweit langsamer vorankommen werden, als wenn Sie allein gründen würden.
Lassen Sie sich nicht nur von einer Freundin mitziehen, weil Sie vielleicht selbst noch nicht so mutig sind, allein den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Ziehen Sie aber auch niemanden mit, der sich mit der eigenen beruflichen Perspektive noch unsicher fühlt. Denn: Der vorschnellen Gründung von zwei unsicheren Menschen folgt nur selten der große Erfolg.
Erst mal wie eine WG starten
Möglicherweise macht es Sinn – um in der anfänglichen Metapher zu bleiben – erst das Zusammenwohnen in einer Mietwohnung zu erproben, bevor ein Eigenheim gebaut wird. So könnte die gemeinsame Unternehmensgründung mit einer Kostenteilungsgemeinschaft für Miete und Marktauftritt starten, bevor später den gemeinsamen Räumen auch in eine gemeinsame Kasse gewirtschaftet wird.
Ehrlichkeit sich selbst und der/dem anderen gegenüber, wird sich auszahlen. Oftmals trägt jedoch die Befürchtung, unüberbrückbare Differenzen könnten alle Pläne zunichte machen, dazu bei, "heikle" Themen zu vermeiden. Deshalb ist es sinnvoll, von Anfang an in professionelle Beratung zu investieren. Studien haben gezeigt, dass beratene Unternehmen bestandsfester sind. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gutes Gelingen bei Ihrem Start in die Selbstständigkeit.
Kommen Sie gern auf die Unternehmensberatung Claudia Kirsch zu, wenn Sie an Coaching und Beratung für Ihre Gründung im Team interessiert sind.
Claudia Kirsch
Februar 2020