Unternehmer im Interview: Von der Finanzierung des Feinkostladens und dem Selbstmanagement Alexander Kittel’s
Alexander Kittel eröffnete im April 2016 seinen Conceptstore „Kittel’s“ in Hamburg-Eppendorf sowie ein Jahr später seinen Online-Shop. Das Sortiment besteht aus vielfältigen erlesenen Delikatessen von kleinen britischen Manufakturen, original Vintage-Möbeln und Wohnaccessoires aus England. Monatliche Events und Verkostungen machen Lust darauf, den britischen Lebensstil auch hierzulande zu genießen. Spätestens bis zur Eröffnungsfeier am 19. Juni 2016 muss alles perfekt vorbereitet sein. Wie der Gründer das alles schafft, erfahren Sie von ihm in diesem Interview.

Die Gründung eines Einzelhandelsgeschäftes mit Ladenumbau und Warenlager lässt sich meist ohne Finanzierung nicht realisieren. Seit beinahe fünf Monaten beschäftigen Sie sich mit diesem zentralen Thema. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Ein Businessplan ist wie ein Gedicht, das unterschiedlich interpretiert werden kann. Daher musste ich nach den Bankgesprächen meinen Businessplan in verschiedenen Punkten ergänzen, zusätzliche Ausarbeitungen vornehmen und Unterlagen beschaffen. Man kann also 1000 Businesspläne schreiben und alle sind gut, aber vielleicht für die eine bestimmte Bank nicht perfekt. Auf jeden Fall sollte man zu verschiedenen Kreditinstituten gehen und diese vergleichen.
Ich habe auch gelernt, dass man immer gegenchecken darf, was einem bei der Bank erzählt wird. Mir wurden Dinge übermittelt, die einfach falsch waren. Das heißt, ich musste nicht nur gut vorbereitet, sondern auch höchst aufmerksam sein. Ich habe unterschätzt, wie viel Kraft diese ganze Finanzierungsfrage braucht und wie viele Emotionen mitspielen. Je mehr Bankengänge ich hinter mir hatte, umso selbstbewusster wurde ich.
Mit Ihrem familiären und beruflichen Hintergrund sind Sie bereits sehr gut aufgestellt. In welchen Bereichen mussten Sie sich für Ihre Gründung noch weiter qualifizieren?
Als Projektmanager habe ich gelernt, Projekte von vorn bis hinten durchzuplanen und mich an einen Zeitplan zu halten. Als Architekt wusste ich, dass man ein Haus nicht alleine bauen kann, und Experten hinzuzieht, wenn man sich selbst nicht auskennt.
Hier in der Unternehmensberatung Kirsch wurde mir Vieles im Detail klarer. Die verschiedenen Äste wie Marketing und Finanzierung wurden länger und mit Blättern bestückt (lacht). Das trifft es, glaube ich, ganz gut.
Was ist der größte Unterschied, wenn man vom Arbeitnehmer zum Unternehmer wird?
Als Unternehmer kann ich frei handeln, habe keine Vorgesetzten, Mitarbeiter oder andere Menschen, mit denen ich mich immer abstimmen muss. Damit spare ich viel Zeit und interne Kommunikationsfehler. Alle kommunizieren direkt mit mir. Das ist zwar manchmal anstrengend, aber ich empfinde es als sehr effizient.
Ihnen fällt kein negativer Unterschied ein?
Nein. Die Tage sind zwar manchmal lang. Aber ich freue mich jeden Morgen auf den Tag, weil meine Motivation als Unternehmer einfach eine ganz andere ist.
Thema Selbstmanagement: Wie schaffen Sie das alles und wie sorgen Sie für Entspannung?
Ich mache mir auf jeden Fall einen Wochenplan. Dabei achte ich darauf, mir nie mehr als zwei Termine auf einen Tag zu legen. Man sollte sich realistische Ziele setzen, und davon dann nochmal 25% abziehen. In meinem Businessplan, habe ich meine Arbeitszeit im Laden auf 75% gesetzt und personelle Unterstützung eingeplant, damit ich auf spontan anfallenden Aufgaben reagieren kann.
Bei dem ganzen Pensum hilft mir meine Routine im Yoga, um abzuschalten. Klar komme ich manchmal an meine Grenzen, aber ich achte sehr auf eine gesunde Ernährung und genug Schlaf.
Herr Kittel, was ist Ihr ultimativer Tipp für Gründer?
Dem Alexander vor 1,5 Jahren würde ich sagen: Setze immer auf drei Pferde, d.h. verlasse dich nicht nur auf eine Person. Es muss nur jemand krank werden oder eine Verhandlung klappt nicht so wie gedacht ... Mit mehreren Optionen bleibe ich selbstbestimmt und handlungsfähig.
Sucht Euch die Experten und Dienstleister, mit denen Ihr arbeitet, gut aus. Redet mit mehreren, vergleicht Preise und Leistungen und achte auf Euer Gefühl. Nur über eine Vertrauensbasis kommt man zu tollen, kreativen Ergebnissen.
Vielen Dank für die aufschlussreichen Einblicke in Ihren Gründungsprozess.
Maren Fischer, Unternehmensberatung Claudia Kirsch
März 2016
