Von der Leitung eines Weiterbildungsinstituts bis zur Übergabe an eine Nachfolgerin
Als Einzelunternehmerin gründete und leitete Carola Krause das bundesweit erfolgreiche Unternehmen ProfiTraining – Seminare & Coaching von 1999 bis 2017. Parallel dazu war sie in ihrer eigenen Praxis als Psychotherapeutin tätig. In diesem Interview lässt sie uns an ihren Erfahrungen mit der Betriebsübergabe an eine Nachfolgerin Anteil nehmen.
Frau Krause, was hat Sie veranlasst, ProfiTraining zu übergeben?
Ich wünschte mir mehr Freiraum. Zwei Tage die Woche arbeitete ich in der Praxis, die schon immer das Herzstück meiner Arbeit war. Die Leitung meines Weiterbildungsinstituts war mit hohem Zeitaufwand und viel Verantwortung verbunden. Ich wachte mit ProfiTraining auf und schlief mit ProfiTraining ein – auch am Wochenende. Da die Existenzen meiner Mitarbeiter an der Firma hingen, konnte ich die Stunden nicht herunterfahren.
Als ich 55 Jahre alt war, kamen mir die ersten Zweifel. Mit 56 fiel die Entscheidung zum Verkauf. Der Übergabeprozess dauerte etwa drei Jahre.
Beschreiben Sie uns bitte, wie Sie eine passende Nachfolgerin fanden.
Zunächst hörte ich mich im Team und in meinem Umfeld um, fragte Kollegen mit ähnlichen Trainingsinstituten, ob sie fusionieren möchten. Anfangs blockierte das Team alle Überlegungen, da es nicht wollte, dass ich gehe und jemand Fremdes die Leitung übernimmt.
Es blieben mir zwei Möglichkeiten: Ich leite das Unternehmen die nächsten zwei Jahre auf niedrigem Niveau weiter, sodass sich meine Mitarbeiter eine neue Existenzgrundlage aufbauen können. Oder es übernimmt jemand aus dem Team das Unternehmen. Nachdem ich das kommunizierte, war allen klar, dass es keinen Weg mehr ins Alte gibt.
Jeder musste durch die eigene Veränderungsblockierung durch. Auf mehreren Klausurtagungen erarbeiteten wir gemeinsam Strategien – bis eine Trainerin sagte „Ich kann mir vorstellen, das Unternehmen fortzuführen“. Ab da leiteten wir ProfiTraining zwei Jahre als Team bis ich mit gutem Gefühl sagen konnte „Jetzt machst du es alleine".
Mein Wunschbild war es, mit 80 Jahren auf meine berufliche Laufbahn zurück schauen und sagen zu können „Ich habe ProfiTraining erfolgreich aufgebaut und übergeben, sodass alle Beteiligten glücklich und zufrieden weitermachen.“ Das ist mir gelungen!
Wie ermittelten Sie den Kaufpreis?
Der Vorteil meines Unternehmens war, dass wir zu 70% mit behördlichen Kunden arbeiteten. Sie buchten über 19 Jahre regelmäßig unsere Programme und erhöhten stets das Auftragsvolumen. Ich verkaufte ProfiTraining mit etwa 360 Seminartagen im Jahr. Meine Nachfolgerin schaffte es, nach drei Jahren auf 500 Seminartage aufzustocken. Die Kaufsumme berechnete ich aus dem zu erwartendem Gewinn der folgenden Jahre.
Vertraglich wurde festgelegt, dass der Name des Unternehmens bleibt und die Verträge mit den Mitarbeitern im ersten Jahr nicht geändert werden. Das geistige Gut von 200 Seminarkonzepten, die bewährten Seminartitel, das Logo, der Internetauftritt und die Werbe-Postkarten sowie meine Kundenkontakte waren im Verkauf inbegriffen.
Wer hat Sie in dem ganzen Prozess unterstützt?
Ich beriet mich punktuell mit einem Rechtsanwalt und meiner Steuerberaterin. Claudia Kirsch stand mir von Anfang bis Ende beratend zur Seite. Vor allem unterstützte sie mich dabei, in dem Team eine Bereitschaft zur Veränderung zu entwickeln. Wichtig waren auch meine Kollegen aus der Praxis, denn bis auf zwei Freundinnen wollten Andere das Thema Betriebsübergabe irgendwann nicht mehr hören.
Was sollte man bei einer Betriebsübergabe nicht unterschätzen,?
Vor allem die Zeit - besonders wenn ein Team und Existenzen betroffen sind. Zudem kostet ein Unternehmensverkauf viel Kraft und man sollte nicht unterschätzen, dass die Kraft im Alter nachlässt. Sobald Unternehmer erste Anzeichen bemerken, dass sie eigentlich lieber aufhören möchten, sollten sie diese ernst nehmen und viel Zeit für die Veränderung einplanen.
Wie beim Hausbau passieren kleine Katastrophen. Es kann zu Konflikten im Team oder mit der Nachfolge kommen, selbst wenn man alles richtig macht. Auch wenn man versucht, den menschlichen Faktor einzubeziehen, ist er oft unberechenbar. Der sanfte Übergang gelingt nicht immer und manchmal braucht es einen Knall, um zu einer Lösung zu kommen.
Haben Sie drei Tipps für Selbstständige, die ihr Unternehmen abgeben möchten?
Im Team sollte offen und transparent kommuniziert werden, sodass keine Gerüchte aufkommen. Nach außen hin ist es wichtig, das Tagesgeschäft am Laufen zu halten, um Kunden nicht zu verunsichern. Bis die Sache in trockenen Tüchern ist, sollte man den Ball flach halten. Ich empfehle auch die Teilnahme an einem Change Management Seminar.
Vielen Dank, Frau Krause. Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihrer psychotherapeutischen Tätigkeit und den neuen Freiräumen.