Nadelöhr Finanzierung? Neue Geldquellen über’s Internet erschließen
Die Geschäftsidee steht, die persönlichen und sachlichen Ressourcen sind weitgehend vorhanden. Was fehlt, ist meist ein kleiner fünfstelliger Euro-Betrag.
Früher wurde ein Business-Plan gebastelt, um die Bank zu überzeugen, dass der Kredit wohl angelegt und die geordnete Rückzahlung nebst Zinsen gewährleistet sei. Heute winkt der Kreditsachbearbeiter müde ab, weil niedrige Kreditbeträge den hohen Prüfungsaufwand kaum lohnen und oft Sicherheiten fehlen.
Das muss die Gründenden heutzutage nicht umwerfen. Crowdfunding ist das Zauberwort! Dabei holen sich die Kreditsuchenden die benötigte Fremdfinanzierung einfach im Internet.
Crowdfunding gibt es in vier Formen:
- Die angenehmste ist die Spende. Überzeugte Fans der Geschäftsidee spenden Geld
und erwarten keine Gegenleistung. Mehr: betterplace.org. - Manche Geldgeber lassen sich durch eine Gegenleistung erfreuen. Die kreditsuchende Person bietet zum Beispiel eine CD aus der zu finanzierenden Musikproduktion oder eine Dienstleistung an. Mehr: nordstarter.org.
- Die dritte Möglichkeit besteht darin, der finanzierenden Crowd einen Anteil am Gewinn anzubieten. Mit einem Beteiligungsvertrag wird das besiegelt. Mehr: seedmatch.com.
- Auch kann man im Netz von der Crowd Teilbeträge zu einer Finanzierung einsammeln. Eine Bank schließt dann mit jedem einzelnen Kreditgeber einen „ganz normalen“ Kreditvertrag ab. Die Gegenleistung besteht in der Tilgung des Kredits und der Zahlung von Zinsen. Mehr: smava.de.
Auf dem Weg zur Finanzierung schon Kunden gewinnen!
Demnächst wird es eine Variation des „Lending-based Crowdfunding“ geben: Das zu finanzierende Projekt und die Person, die dahinter steht, stellen sich auf einer Kreditplattform ausführlich dar. Selbstverständlich mit einem peppigen Video. Das überzeugt nicht nur die eigenen sozialen Kontakte, sondern auch die Finanzierungswilligen, gerade dieses Projekt zu finanzieren. Die Crowd weiß also, wem sie das Geld gibt und kann das Projekt beurteilen. Der Gründer bzw. Unternehmer erhält einen „richtigen“ Bankkredit. Dabei ergibt sich gleichzeitig die Möglichkeit, Marketing für das Produkt bzw. die Dienstleistung zu betreiben. Aus dem Sozialkapital wird Finanzkapital. „Lending-based Crowdfunding“ hat noch zwei weitere Vorteile: Mit den Rückmeldungen der potentiellen Kunden/Geldgeber kann das eigene Geschäftsmodell noch besser am Markt ausgerichtet werden. Wer nicht erst langwierig mit Hilfe des Business- Plans eine finanzierende Bank suchen muss und erst nach Kreditbewilligung mit dem Vertrieb beginnen kann, macht schon früher Umsätze.
Dipl.-Kfm. Dr. Thomas Panzer, finmar
Juni 2013