Unternehmer im Interview: Wie einer Physiotherapeutin das Management Ihrer Praxis gelingt
Frau Mitschke erzählen Sie uns doch etwas über sich. In welcher Branche sind Sie tätig? Wie lange sind Sie schon selbständig?
Im Anschluss an die Ausbildung zur Bankkauffrau habe ich 1993- 95 eine Physiotherapieausbildung gemacht. Von Beginn an hatte ich den Wunsch, später selbstständig als Physiotherapeutin tätig zu sein. Vorerst sammelte ich in verschiedenen Kliniken und Praxen, sowie bei der nebenberuflichen Selbstständigkeit ab 2007 im eigenen Praxisraum umfassende Berufserfahrungen. Ich habe mich auf neurologische Therapien nach Bobath und energetische Behandlungen wie Akupunkt-Massagen spezialisiert.
2009 entschied ich mich für die hauptberufliche Selbständigkeit. Wichtig war meine Entscheidung für eine Privatpraxis. So kann ich meine Arbeit meinen Vorstellungen entsprechend umsetzen. Über alle Privatkassen und das Heilpraktiker-Gebühren-Verzeichnis können viele meiner Leistungen abgerechnet werden. Nach meiner Ausbildung zur Heilpraktikerin für Physiotherapie bildete ich mich zur Lehrerin der Alpha-Synapsen-Programmierung(R) fort. Dieser ganzheitliche Ansatz sagt mir besonders zu.
Wenn Sie sich selber vergleichen mit Branka Anolee Mitschke von 2007, wie nehmen Sie Ihre Rolle als Unternehmerin anders wahr?
Für mich selbst ist eine persönliche Entwicklung im Laufe der letzten Jahre erkennbar: Ich bin jetzt sehr gut aufgestellt, selbstbewusst, präsent und besser strukturiert als zu Beginn. Ich habe gelernt, an der richtigen Stelle zu delegieren, um die Physiotherapie richtig ausführen zu können. Ich habe das unternehmerische Denken erlernt, wobei die Unternehmensberatung Kirsch mich in vielerlei Hinsicht unterstützt hat. Nun kann ich die Aufgaben richtig verteilen, was mich selbst entlastet und mir die Freiheit gibt, mein Leben meinen Wünschen entsprechend zu gestalten.
Eine Praxis zu führen ist eine komplexe Sache. Wie hoch ist der Anteil an strategischen und organisatorischen Aufgaben? Und wie sorgen Sie für Entlastung?
Wenn ich in meinen Wochenplaner schaue, verbringe ich ca. 60 % meiner Arbeitszeit mit Patienten, die restliche Zeit mit Unternehmensführung. Mit Beginn meiner Selbständigkeit habe ich eine Reinigungskraft für die Praxis engagiert. Im Jahre 2010 kam die Hilfe eines Studenten hinzu, den ich mit der Erstellung und Pflege meiner Homepage und PC-Arbeiten beauftragte. Danach hatte mein Mann weitere Büroarbeiten übernommen, die nach seinem Tod nun von einer Büroperle im Rahmen eines Mini-Jobs getätigt werden.
Auf welche Weise haben Sie denn geeignete Mitarbeiter gefunden?
Meine Reinigungskraft habe ich über eine Apotheke in der Nähe gefunden. Frau Kirsch hatte mir den Denkanstoß gegeben, mich bei Firmen in der Nähe zu erkundigen, ob sie mir jemanden empfehlen könnten. Meine momentan eingestellte Büroperle ist eine ehemalige Patientin von mir. Sie war zu dem Zeitpunkt nicht mehr in Behandlung, wir hielten jedoch Kontakt und es entwickelte sich die Idee der Zusammenarbeit. Sie suchte gerade eine Bürotätigkeit und ich hatte Hilfebedarf. Nach ein paar Wochen Probearbeiten stellten wir fest: Die Zusammenarbeit funktioniert und wir kommen gut miteinander aus.
Wie kommen Sie mit der Verantwortung als Arbeitgeberin zurecht? Und wie nutzen Sie Ihr Team, um Ihre Praxis weiter zu entwickeln?
Als Last empfinde ich die Beschäftigung von Mitarbeitern in keinster Weise. Durch die Delegation von Aufgaben bekomme ich Freiräume und kann mich meinen Patienten und neuen Projekten widmen. Ich kann mich fortbilden und auf Messen gehen, so dass ich neuen Input bekomme und nach außen präsenter bin. Gemeinsam zu planen und bei einigen Überlegungen Rücksprache zu halten tut mir sehr gut. Außerdem kann ich die Rentenversicherungspflicht in meiner Branche vermeiden, wenn ich sozialversicherte Beschäftigte als Mini-Jobber anstelle. Delegieren macht mir mittlerweile richtig Spaß. Ich bekomme Zeit für die Dinge, in denen ich erstens gut bin und zweitens Spaß und Freude erfahre, nämlich die unterstützenden Behandlungen am Menschen, mich zu entwickeln durch Weiterbildung, mich zu bewegen durch meinen Sport und erfüllende Reisen.
In der Mitarbeiterführung haben Sie bestimmt viel gelernt - was ist das Wichtigste?
Nach meiner Erfahrung ist es sehr bedeutsam, Struktur in Aufgaben zu bringen. An der Arbeitsvorbereitung und Zeitplanung arbeite ich kontinuierlich. Besonders wichtig sind in meinen Augen regelmäßige Termine mit meiner Mitarbeiterin, an denen Aufgaben besprochen und abgegeben werden und Zeit für Fragen besteht. Neben dem laufenden Tagesgeschäft haben wir auch Meetings, bei denen wir spezielle Projekte organisieren und die Umsetzung gemeinsam planen, wie z.B. Ärzte und Kollegen in der Umgebung mit meinen neuen Flyern anzuschreiben und zu kontaktieren, um interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern, auf meine Praxis aufmerksam machen, damit sie Patienten meine Praxis empfehlen können oder auch die Planung von meinen Kursen und der Beteiligung an einer Messe.
Stellen Sie sich vor eine Fee könnte Ihnen Wünsche - bezogen auf Ihr Unternehmen – erfüllen. Welche wären das?
Als erstes wünsche ich mir, dass die Menschen den Weg zu mir finden, weil sie von meinem Ansatz als Physiotherapeutin überzeugt sind und ich Sie in allen Bereichen unterstützen kann, was sie für ihr Wohlbefinden von Körper, Geist und Seele benötigen. Und zweitens "Alles ist leicht": Die Organisation des Büroalltages und Umsetzung der neuen Homepage. Unterstützung und Hilfe, wo ich Sie brauche, z. B. von der Unternehmensberatung Kirsch.
Möchten Sie den Lesern noch etwas für ihre Unternehmensführung empfehlen?
Wichtig finde ich, Selbstvertrauen zu entwickeln, authentisch zu sein und Präsenz zu zeigen. Das sind in meinen Augen bedeutende Bausteine für selbständiges Handeln. Ebenso wie Eigenverantwortung übernehmen zu wollen und zu können.
Vielen Dank für das Interview!
Alice Tilgner, Unternehmensberatung Claudia Kirsch
Juni 2015