Geld von Freunden und Familie – worauf Sie achten müssen
Viele Gründer und Selbstständige finanzieren unternehmerische Vorhaben durch Freunde oder Familie. Dies hängt mit den vermuteten und tatsächlichen Schwierigkeiten bei einer Finanzierung über Kreditinstitute zusammen.
- Wenn nur eine relativ kleine Summe benötigt wird, erscheint der Aufwand zu hoch, die von Kreditinstituten benötigten Unterlagen wie bspw. eine Ertragsvorausschau und einen monatlichen Liquiditätsplan zu erstellen.
- Bei Beträgen unter 100.000 Euro sehen es einige Banken als zu aufwändig und wenig rentabel an, diese Kredite zu vergeben.
- Die Bonität eines Selbstständigen wird durch schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen, eine geringe Anzahl von Auftraggebern oder schwankende Erträge nachteilig beeinflusst.
- Kreditsachbearbeiter lassen sich nur schwer von positiven Prognosen überzeugen, wenn die betrieblichen Einkünfte nicht stabil sind und der letzte Einkommenssteuerbescheid eher bescheiden ausfällt.
Deshalb ist das private Darlehen von Freunden oder Familienmitgliedern eine der häufigsten Finanzierungsquellen für Gründer und Selbstständige.
KfW Gründungsmonitor analysierte die Finanzierungsquellen von Gründern im Voll- und Nebenerwerb: In den Jahren 2016-2018 nutzen sogar 51% Darlehen oder Geschenke von Familie und Freunden und nur 28% Bankdarlehen.
Mehr als die Hälfte aller Gründer (ca. 62%), die sich Geld aus externen Quellen besorgen, brauchen nicht mehr als 25.000 Euro, wie die KfW in ihrem Gründungsmonitor 2019 feststellt.
Der Vorteil einer Finanzierung mit privaten Darlehen liegt vor allem darin, dass der Zugang einfacher ist und weniger Sicherheiten verlangt werden. I.d.R. entstehen für die Unternehmer geringere Kapitalkosten (Zinsen+Gebühren) und er bleibt frei in den unternehmerischen Entscheidungen.
Geld und Freundschaft? Das geht nicht zusammen.
Diese ist eine weit verbreitete Auffassung. Doch wenn ein privater Darlehensvertrag – wie bei einem normalen Bankkredit – geschlossen wird, dann sinkt die Gefahr, dass die persönliche Beziehung von finanziellen Themen überschattet wird.
Folgende Punkte sollten nicht nur besprochen, sondern auch schriftlich in einem privaten Kreditvertrag festgehalten werden:
- Kredithöhe
- Zweck / Verwendung
- Zinssatz und Fälligkeit der Zinsen
- Tilgung / Höhe und Zeitpunkt
- Laufzeit
- Kündigungsfrist
Auch bei einem privaten Darlehensvertrag können Sicherheiten – für den Fall, dass „alle Stricke reißen“ – gestellt werden. Während Kreditinstitute zur Besicherung Immobilien, die Abtretung von Lebenversicherungen oder Bürgschaften erwarten, helfen unter Freunden oder in der Familie oftmals dingliche Sicherheiten wie z.B. Laptop oder Familienschmuck.
Ein Rechtsanwalt ist nicht nötig – beide Unterschriften unter dem Privatkreditvertrag genügen.
Tipps aus der Beratungspraxis:
- Wenn Sie 15.000 Euro brauchen, suchen Sie sich lieber drei Personen mit je 5.000 Eure. Sollte eine davon ihren Kredit kündigen, sind die Auswirkungen begrenzt und Sie finden leichter eine Ersatzperson.
- Heutzutage lassen sich für kurzfristig verfügbares Geld kaum noch Zinsen erzielen, deshalb können Selbstständige ein interessantes Angebot machen. Legen Sie einen Zinssatz, z.B. in Höhe von 2%, für den Kredit fest. Das gibt beiden Seiten eine Sicherheit. Lehnen Sie ein zinsloses Darlehen ab. So können Sie Geld und Freundschaft trennen und vermeiden es einen immateriellen Preis zu zahlen.
- Setzen Sie auf jeden Fall einen schriftlichen Vertrag auf. Dies ist zwar nicht notwendig, gibt jedoch beiden Beteiligten ein beruhigendes Gefühl und Freiheit.
Claudia Kirsch
Juni 2020