Unternehmer im Interview: Vom Ingenieur zum sportlichen Existenzgründer
Dirk Kronenberg eröffnete im Februar 2018 CrossFit Maschinenhalle – das erste CrossFit Studio im Bereich Schenefeld/Elbvororte. CrossFit kommt aus den USA und wird in Deutschland immer beliebter. Die kurzen, aber intensiven Einheiten werden mit einem Coach in Kleingruppen mit bis zu zehn Personen trainiert. Bei Dirk stehen 700 qm Indoor-Halle und 200 qm Outdoor-Bereich zur Verfügung. Wie er diese Gründung angegangen ist, verrät er uns im folgenden Interview.
Gründer bewegen sich zwischen Sicherheitsbestreben und Risikobereitschaft. Wie hast du das für Dich gelöst, Dirk?
Ich bin mittlerweile alt genug um herauszufinden, ob etwas stimmig ist oder nicht. Mir ist es wichtig, einen plausiblen Businessplan zu haben. Genauso wichtig ist mir, dass es sich im Bauch gut anfühlt. Mein großes Glück ist, dass ich noch halbtags bei meinem Arbeitgeber angestellt bin. So ist meine Miete und mein Essen gesichert. Das Business ist komplett losgelöst, das muss sich über die Finanzierung und die Einnahmen tragen.
Für den Aufbau der Maschinenhalle hast Du viel Geld benötigt. Welche Erfahrungen hast Du bei der Finanzierung gemacht?
Ich bin Ingenieur und habe keine hohe Affinität zu Geld und Finanzierung. Alleine hätte ich große Schwierigkeiten gehabt, die Finanzierung zu klären. Da hatte ich mit Claudia Kirsch und ihrem Team sehr erfahrene Leute an der Hand. Zehn Prozent meines gesamten Finanzierungsvolumens hatte ich auf der Bank liegen, das ist mit in die Sicherheiten reingeflossen, die die Bank benötigte, um den Kredit zu bewilligen. Eine Expertin aus Claudias Team hat erste Gespräche mit den Banken geführt. Das war sehr wertvoll, denn so habe ich letztendlich eine super Bank mit tollen Beratern gefunden, bei denen ich mich gut betreut fühle.
Du positionierst Dich mit deiner CrossFit Box im Premium-Segment. Was bietest Du mehr als andere Boxen? Wie reagieren deine Kunden auf die Preise?
Im Fitnessbereichliegt CrossFit perse im Premiumbereich. Ich habe bereits viele Jahre CrossFit trainiert, aber in einer Umgebung die eher rough, einfach und funktionsorientiert war. Einen intensiven Sport wie CrossFit in einem schicken, stylischen Ambiente anzubieten – das war mein Traum. Letztendlich habe ich einen Stadtteil im Hamburger Westen mit zahlungskräftigeren Kunden gewählt. Diese Zielgruppe weiß ein stylisches Ambiente zu schätzen. Das Equipment in meine CrossFit-Box ist sehr hochwertig. Hinzu kamen viele Ideen, mit einfachen Mitteln etwas Hochwertiges zu gestalten.
Für mich war das Schwierigste, einen angemessenen Wert für meine Dienstleistung zu erarbeiten. Billig kann jeder. Und es kostet Mut, Premium-Preise zu nehmen. Aber es ist jetzt nicht so, dass mir die Leute die Bude einrennen, nur weil es hier schön ist. Von dieser Illusion musste ich mich trennen.
Nimmt denn die Zahl der Mitglieder wie geplant zu? Was waren Marketing-Bringer und was wirkte weniger gut?
Ich habe zwei Dinge gelernt. Bei der Eröffnung bin ich– abgesehen von einigen Facebook-Videos – sehr auf Print gegangen. Am Anfang hat das gut funktioniert und etliche Interessenten kamen, danach herrschte jedoch erstmal Ruhe. Ich hätte von Anfang an konsequenter mit den sozialen Medien arbeiten müssen, allerdings fehlten mir die Ressourcen dafür.
Außerdem unterschätzte ich die Wirkung von Angeboten, Gutscheinen und Rabatten. Ich wollte nicht, dass Leute nur wegen der Gutscheine kommen. Das war ein Fehler. Seit Juli arbeite ich sehr stark mit Aktionen und Gutscheinen bei Facebook und das hat mein Geschäft massiv belebt. Letztendlich bleiben genug übrig, denen es hier gefällt und die bleiben.
Angesichts deiner Teilzeit-Selbstständigkeit brauchst Du bestimmt viel Unterstützung. Wie läuft es mit freien Mitarbeitern? Was kannst Du outsourcen?
Trainings kann ich sehr gut outsourcen. Ich habe allerdings unterschätzt, wie schwierig es ist, passende Coaches zu finden, weil es mir um die richtige Ansprache der Mitglieder geht. Jetzt habe ich zwei, von denen einer ab Dezember fest in Teilzeit mitarbeitet. Das für mich ein guter Weg, der zu einer guten Kundenbindung führt.
Schwer outzusouren ist das Marketing. Ich erhalte zwar professionelle Unterstützung, muss mich aber sehr stark selbst kümmern: Instagram bzw. Facebook-Post, Foto hier, Foto da, Aktion hier, Aktion da.
Die Buchhaltung und alles Steuerliche lasse ich von Experten machen. Das kostet natürlich viel Geld, aber alleine würde ich definitiv nicht klar kommen.
Dann gibt es noch ganz viel zu erledigen, wie Waren bestellen, Shakes herstellen, Termine koordinieren. Da hoffe ich jetzt, dass mir der Teilzeit-Coach einiges abnimmt. Bei vielen Dingen muss ich noch lernen zu delegieren, denn seit Dezember 2017 arbeite ich 7 Tage die Woche von morgens bis nachts.
So ein ehrgeiziges Projekt stellt man nicht alleine auf die Beine: Welche Art von Support hast Du dir geholt?
Letztlich brauchte ich eine Gründungsberatung und zwar in vielen Bereichen wie Marketing, Finanzierung, Fördermittel usw. Dabei war mit wichtig, dass die erstens selber gut aufgestellt ist und zweitens gut vernetzt ist. Das habe ich mit der Unternehmensberatung Kirsch gefunden. Ich hätte das Projekt niemals ohne diese Unterstützung gemacht. Meistens werden Boxen von mehreren gegründet, die sich ergänzen. Als Solo-Unternehmer musste ich mir die Unterstützung kaufen.
Außerdem hat sich mein Hauptlieferant viel Zeit auch für Fragen jenseits meiner Bestellung genommen. Diese Unterstützung mit Bezug zu meiner speziellen Branche war enorm wichtig.
Was rätst Du anderen Gründern?
Ich kann wirklich jedem nur empfehlen, mit einer Beratung zu arbeiten. Und wenn es nur mal eine Stunde ist, um sich Feedback zu seinem Businessplan zu holen. Der Zuspruch von Freunden ist schön, aber nicht objektiv und differenziert genug.
Meistens hole mir eine zweite/dritte Meinung ein und zwar eine professionelle, für die ich auch bezahle. Es gibt gute Programme, wo ein erheblicher Anteil der Beratungsleistungen finanziert wird. Ich kann jeden nur ermutigen, Förderprogramme in Anspruch zu nehmen.
Vielen Dank für Deine Zeit und Tipps, Dirk. Wir wünschen Dir, dass Du alle weiteren Herausforderungen sportlich nimmst!
Lola Stegen, Unternehmensberatung Claudia Kirsch
Januar 2019