Warum Unternehmer zwischen Rentabilität und Liquidität unterscheiden müssen
Häufig werden unternehmerische Entscheidungen von dem Blick auf das eigene Konto abhängig gemacht – ob beispielsweise eine Investition getätigt werden kann oder ob die eigenen Preise richtig kalkuliert sind. Und auch für die Frage „Was verdiene ich eigentlich?“ ist der Kontostand nicht maßgeblich.
Hierzu eine allgemeine Vorbemerkung zu der Funktion von Geld in unserer Wirtschaft. Im Prinzip ist Geld ein Gesellschaftsvertrag, in dem sich alle verpflichtet haben, Geld als Zahlungsmittel, als Wertaufbewahrungsmittel und als Maßstab für Aufwand und Nutzen anzuerkennen. Geld ist eine Kennzahl, die den Wert unserer Arbeit für die Gesellschaft widerspiegelt.
Geld ist kein Wert an sich!
Als Selbstständige erbringen wir eine Leistung, der eine Kennzahl zugeordnet wird. Es gilt, herauszufinden, welchen Nutzen wir für die Gesellschaft liefern und somit zu welchem Preis wir unsere Dienstleistung und Produkte verkaufen können. Optimalerweise liefern wir der Gesellschaft einen höheren Nutzen als wir selber Aufwand erzeugen.
Wenn der Umsatz die Kosten übersteigt, ist unser Geschäft rentabel. In den meisten Fällen gibt es zu jedem Nutzen / Aufwand eine Rechnung und es fließt Geld, mit dem der Nutzen / die Kosten bewertet wurden. Das ist aber nicht immer so. Es kann auch Aufwand entstehen ohne dass hierzu eine Rechnung gestellt wird. Wenn die Arbeit am Schreibtisch einer Mietwohnung erledigt wird oder sich das Büro in einer Eigentumswohnung befindet, wird keine Miete berechnet. Oder wenn Ihnen eine Bekannte aus Gefälligkeit Ihre Homepage pflegt und jeden Monat Texte und Termine aktualisiert, fließt ebenfalls kein Geld.
Kalkulatorischen Kosten bei der Rentabilitätsberechnung berücksichtigen
Bei der Nutzung eigener Räumlichkeiten für die Selbstständigkeit entsteht ein Aufwand: Der Raum wird abgenutzt und kann nicht anders verwendet werden. Außerdem kann es sein, dass Sie Ihre Räumlichkeiten wegen anderer Verpflichtungen (Mitbewohner benötigen den Raum, das Haus muss verkauft werden) nicht mehr nutzen können, so dass Sie andere Räume anmietet müssen. Ebenso ist es bei der unentgeltlichen Mithilfe anderer Person, die zur Leistungsfähigkeit Ihres Unternehmens beitragen. Wenn diese anderweitig beschäftigt sind und keine Zeit mehr für Sie haben, müssten Sie die Dienstleistungen anderer einkaufen.
Praxis-Tipp: Nur wenn Sie den Aufwand, also auch den, den Sie momentan nicht bezahlen, mit einkalkulieren, können Sie die Rentabilität Ihres Geschäftes korrekt berechnen. Und so sind Sie sicher, dass sich Ihr Unternehmen auch bei veränderten Rahmenbedingungen rechnet.
Mit Liquiditätsplanung und -kontrolle Flexibilität und Sicherheit gewinnen
Liquidität ist für Sie wichtig, um sicher zu stellen, dass Ihr Unternehmen jederzeit zahlungsfähig, also handlungsfähig, bleibt. Da unsere arbeitsteilige Wirtschaft auf das Tauschmittel Geld angewiesen ist, muss in der Liquiditätsrechnung der Zahlungsfluss von Einnahmen und Ausgaben geplant werden. Ist das nicht gegeben droht Zahlungsunfähigkeit also Insolvenz. Üblicherweise wird schon in einem Businessplan bei Gründung ermittelt, welche fixen Kosten pro Monat anfallen. Wie viel Geld muss ich vorhalten, wenn noch kein Kunde da ist bzw. laufende Auftrag noch nicht beendet, berechnet und bezahlt sind? Die notwendige Liquidität kann dann über Kontokorrent-, Betriebsmittelkredite oder private Darlehen rechtzeitig beschafft werden.
Praxis-Tipp: Eine übersichtliche Darstellung von vereinbarten Entgelten und ausstehenden Zahlungen sollte im Rahmen Ihrer regelmäßigen Buchhaltung ebenso gepflegt werden, wie ein zügiges Mahnwesen.
Kurz gesagt, sollte Ihr Unternehmen immer rentabel UND zahlungsfähig sein. Zu diesem Themenschwerpunkt beraten Sie die Experten der Unternehmensberatung Kirsch gern.
Christina Kanese, Kanese Coaching & Controlling
September 2015